Neulich in Island. Bei einer Reise rund ums Land sind wir in ein paar sehr putzige Museen gekommen (angeblich gibt es richtiggehend zu viele Museen in Island); da bekommt "nur nix wegschmeißen" nochmal ein anderes Gewicht und Gesicht. Das eine Museum war ursprünglich ein Wohnhaus, das schön langsam von der Mineraliensammlung der Besitzerin übernommen wurde und das nun pro Jahr ca. 20,000 Besucher*innen anzieht: www.steinasafnpetrusveins.com/petras-stone-collection.php.
Das andere Museum gilt als eines der Sehenswertesten in ganz Island (www.skogasafn.is): Es hat ebenfalls als Privatsammlung begonnen und bringt inzwischen Museumsstücke aus allen möglichen Lebensbereichen Islands zusammen. Also statt die irdischen Besitztümer der Großeltern nach deren Ableben weg zu werfen, bringen viele Isländer*innen diese zum Museum um damit Geschichte zu zeigen.
Mir gefällt diese Verwobenheit von privater und nationaler Geschichte - bei uns ist das unter Volkskunde abgehandelt, während das andere als die "große" Geschichte gilt (fast ausschließlich von Vertreter*innen der herrschenden Klasse und zumeist von Männern). Gerade aus dem Alltag unserer Ahn*innen lässt sich aber viel ablesen und vor allem auch viel lernen!
Aufgrund der geografischen und ökologischen Ressourcenknappheit in Island waren die Menschen sehr erfinderisch, was alles als Rohstoffe gelten konnte. Besonders beeindruckt haben mich natürlich die Walwirbel (wir möchten mal davon ausgehen, dass die Wale gestrandet waren und damit eines quasi natürlichen Todes gestorben): Diese dienten unter anderem als Hocker, als Kübel oder als Schneidblock.
Das Fehlen von Bäumen dient als Beispiel schlechter Praxis: angeblich wurde der Baumbestand innerhalb weniger Generationen nach der Erstbesiedelung Islands vor mehr als 1000 Jahren gerodet und verbraucht. Die daraus resultierende Not machte aber auch erfinderisch und so sind die ersten Holzhäuser sowie viele Boote und Schiffe aus den Resten von verunglückten Schiffen und aus Treibholz gebaut worden. Die Häuser wurden davor übrigens vor allem aus Torfblöcken gebaut, die gleichzeitig der Dämmung dienten.
Aus Treibholz wurden auch Möbel gebaut und ein klitzekleines (unverarbeitetes) Exemplar, das ich an einem der schwarzen Lavastrände aufgeglaubt habe, ziert nun meinen Schreibtisch; es erinnert mich daran, dass wir überall brauchbare Materialien finden können.
Zum Abschluss noch ein besonders nettes Beispiel von ressourcenschonendem Umgang, nämlich sowohl bezogen auf Material als auch auf Arbeitszeit und -kraft: Für die Fischer*innen waren Fäustlinge dringend notwendig, aber leider auch ein schnell abgenutztes Gut: Die Wolle wurde beim Rudern, Fischen, Ausnehmen der Fische etc. schnell kaputt. Deshalb zieren Fäustlinge von vor ca. 100 Jahren zwei Daumen; sobald die eine Seite durch war, musste der Fäustling einfach nur herumgedreht werden und die noch intakte Ober- wurde zur viel genutzten Unterseite - two in one, mit geringem Mehraufwand.
Viel Spaß beim Nachstricken wünscht
Daniela
Warum wir tun, was wir tun: Weil Veränderung im Kleinen beginnt - Weil wir die Erde nur geborgt haben - Weil unsere Lust nicht anderen zur Last fallen soll - Weil uns das Ausgelassensein nicht aus der Verantwortung entlässt - Weil eine andere Welt möglich ist - Weil die Rettung der Welt Spaß macht - Weil Konsum politisch ist - Weil das Leben ein :extra Fest ist - Weil Talente vermehrt werden sollen - Weil Freude ansteckend ist - Weil wir es können.
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