Sonntag, 6. November 2011

Darf’s ein bisserl mehr sein?

Eine Verführung zum bewussten Einkaufen

Die Rettung der Welt ist ein großes Projekt. Falsch! Die Rettung der Welt ergibt sich aus der Summe vieler kleiner Projekte, zu denen wir alle unseren Beitrag leisten können. Ganz im Sinne Mahatma Gandhis, der gemeint hat: Der Unterschied zwischen dem, was wir tun, und dem, was wir in der Lage wären zu tun, würde genügen um die meisten Probleme der Welt zu lösen. Klingt das nicht vielversprechend?

Bewusstes Konsumieren ist eines dieser „Projekte“, das sich ohne viel Aufwand im Alltag umsetzen lässt. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob ich beim Einkauf darauf achte, woher die Produkte kommen, wer sie unter welchen Bedingungen produziert hat.

Gerade im Hinblick auf die bevorstehende Advent- und Weihnachtszeit kann es wohltuend sein,
sich darauf zu besinnen, was wir wirklich brauchen und wofür wir unser Geld ausgeben.

Wenn ich, so wie oben beschrieben, bewusst einkaufe, fällt das eben auch unter das Motto:
„Weniger ist mehr.“ Mehr für die anderen und mehr für mich.

Mit diesem Blog wollen wir immer wieder konkrete Impulse zum Motto Repair - Reuse - Recycle - Reduce geben. Vor kurzem haben wir aber auch beschlossen, kühn zur Tat zu schreiten und liefern aus diesem Grund einen nachhaltigen Beitrag zum Langholzfelder Adventmarkt. Meine Mit-Bloggerinnen und ich werden dort v.a. mit Upcycling-Design-Produkten vertreten sein (Produktvorschau siehe Foto).

Wir freuen uns über zahlreiche BesucherInnen und bewusste KonsumentInnen!

Adventmarkt Langholzfeld
Fr. 25. + Sa. 26. Nov. 2011, jeweils 15-20h
Pfarrplatz und -saal Langholzfeld
http://g.co/maps/an57f


Donnerstag, 20. Oktober 2011

Recycling als spirituelle Übung

Dass Wiederverwenden und Umgestalten auch Spaß machen, wusste ich schon. Eine besonders schöne Verkörperung dieses Spaßfaktors ist ganz bestimmt Danielas herzerwärmender Kuschel-Sack (siehe weiter unten). Dass ich durch Initiation deinerseits, liebe Daniela, in den Umgang mit der Nähmaschine dazu beitragen konnte, schmeichelt mir!

Neben diesem ganz unbestreitbaren emotionalen Mehrwert scheint es aber noch weitere Vorzüge eines ressourcenbewussten Lebensstils zu geben. Ich lese gerade das Buch "Das Herz von Buddhas Lehre" von Thich Nhat Hanh, das ich im übrigen wärmstens weiterempfehlen kann. An einer Stelle schreibt er:

"Auch Buddhas und Bodhisattvas leiden. Der Unterschied zwischen ihnen und uns ist der, dass sie ihr Leiden in Freude und Mitgefühl zu verwandeln wissen. Wie gute ökologisch orientierte Gärtnerinnen und Gärtner unterscheiden sie nicht zugunsten von Blumen und gegen Abfall. Sie verstehen es, Abfall in Blumen zu verwandeln."

In diesem Sinne ist es ja fast eine spirituelle Übung, aus dem was gemeinhin als Abfall behandelt werden würde, schöne Dinge entstehen zu lassen. Mich haben diese Worte heute dazu inspiriert, einem ausgedienten Plastiksack neues Leben einzuhauchen.
  • Plastik mit der Schere schneckenförmig in ein ca. 1,5 cm breites Band schneiden (möglichst ohne abzusetzen, sodass eine zusammenhängende Schnur entsteht
  • Mit einer großen Häkelnadel (6 mm) dieses "Recycling-Garn" verhäkeln
Herausgekommen ist eine bunte Schale, die wahlweise für Schmuck, Schlüssel, Schreibtischutensilien oder was auch immer verwendet werden kann.

Vielleicht habt ihr ja auch Lust auf diese Art der innereren Einkehr.

Herzlichst, eure Frau Buntspecht

Mittwoch, 21. September 2011

"Nur nix wegschmeißen...", Teil 2

Neulich in Island. Bei einer Reise rund ums Land sind wir in ein paar sehr putzige Museen gekommen (angeblich gibt es richtiggehend zu viele Museen in Island); da bekommt "nur nix wegschmeißen" nochmal ein anderes Gewicht und Gesicht. Das eine Museum war ursprünglich ein Wohnhaus, das schön langsam von der Mineraliensammlung der Besitzerin übernommen wurde und das nun pro Jahr ca. 20,000 Besucher*innen anzieht: www.steinasafnpetrusveins.com/petras-stone-collection.php.

Das andere Museum gilt als eines der Sehenswertesten in ganz Island (www.skogasafn.is): Es hat ebenfalls als Privatsammlung begonnen und bringt inzwischen Museumsstücke aus allen möglichen Lebensbereichen Islands zusammen. Also statt die irdischen Besitztümer der Großeltern nach deren Ableben weg zu werfen, bringen viele Isländer*innen diese zum Museum um damit Geschichte zu zeigen.

Mir gefällt diese Verwobenheit von privater und nationaler Geschichte - bei uns ist das unter Volkskunde abgehandelt, während das andere als die "große" Geschichte gilt (fast ausschließlich von Vertreter*innen der herrschenden Klasse und zumeist von Männern). Gerade aus dem Alltag unserer Ahn*innen lässt sich aber viel ablesen und vor allem auch viel lernen!

Aufgrund der geografischen und ökologischen Ressourcenknappheit in Island waren die Menschen sehr erfinderisch, was alles als Rohstoffe gelten konnte. Besonders beeindruckt haben mich natürlich die Walwirbel (wir möchten mal davon ausgehen, dass die Wale gestrandet waren und damit eines quasi natürlichen Todes gestorben): Diese dienten unter anderem als Hocker, als Kübel oder als Schneidblock.

Das Fehlen von Bäumen dient als Beispiel schlechter Praxis: angeblich wurde der Baumbestand innerhalb weniger Generationen nach der Erstbesiedelung Islands vor mehr als 1000 Jahren gerodet und verbraucht. Die daraus resultierende Not machte aber auch erfinderisch und so sind die ersten Holzhäuser sowie viele Boote und Schiffe aus den Resten von verunglückten Schiffen und aus Treibholz gebaut worden. Die Häuser wurden davor übrigens vor allem aus Torfblöcken gebaut, die gleichzeitig der Dämmung dienten.

Aus Treibholz wurden auch Möbel gebaut und ein klitzekleines (unverarbeitetes) Exemplar, das ich an einem der schwarzen Lavastrände aufgeglaubt habe, ziert nun meinen Schreibtisch; es erinnert mich daran, dass wir überall brauchbare Materialien finden können.

Zum Abschluss noch ein besonders nettes Beispiel von ressourcenschonendem Umgang, nämlich sowohl bezogen auf Material als auch auf Arbeitszeit und -kraft: Für die Fischer*innen waren Fäustlinge dringend notwendig, aber leider auch ein schnell abgenutztes Gut: Die Wolle wurde beim Rudern, Fischen, Ausnehmen der Fische etc. schnell kaputt. Deshalb zieren Fäustlinge von vor ca. 100 Jahren zwei Daumen; sobald die eine Seite durch war, musste der Fäustling einfach nur herumgedreht werden und die noch intakte Ober- wurde zur viel genutzten Unterseite - two in one, mit geringem Mehraufwand.

Viel Spaß beim Nachstricken wünscht
Daniela

Dienstag, 9. August 2011

Genähte Geschenke

Nun sind wir also schon drei :extrafeste Bloggerinnen - willkommen, Frau Buntspecht!
Ich mag heut ein paar Zeilen schreiben, die ohne sie nicht möglich gewesen wären: Hat Frau Buntspecht mir doch gezeigt, wie ich meine Nähmaschine anwerfen kann! (Ein herzliches "Kiitos!" nochmal an dieser Stelle!)

Dass ich überhaupt im Besitz eines solchen Geräts bin habe ich schon einem schönen "Recycling" zu verdanken: Die Vorbesitzerin hat sich für ein besser ausgestattetes, hochwertigeres Exemplar entschieden und mir ihr gar nicht so altes, eher simpel gehaltenes aber funktionierendes Teil geschenkt. Die Nähmaschine stand dann lange unbenützt in der Wohnung, bis ich eine geduldige und sehr motivierende Einschulung von Frau Buntspecht bekam. Nach dem ersten Probestück war dann gleich wieder länger Pause, bis ich mich vor Kurzem an einem verregneten Sommertag dazu gesetzt habe.

Ein bisschen bin ich froh darüber, dass ich in der Schule nicht nähen gelernt habe: ich kann mich nun ganz frisch und unverdorben dran setzen und einfach drauf los experimentieren. Dass dabei gleich ein Kuschelsack für meinem Patensohn draus wurde, freut mich sehr (und macht mich auch ein bisschen stolz...)!

Zutaten: Ein Fleeceschal, ein Trachtenstoffrest (der wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten in Familienbesitz ist), ein zu kleines ausgewaschenes T-Shirt, Nähgarn, Dinkelreis zum Füllen - und viel Liebe und Spaß! Ob das Teil die Mikrowelle aushält, und damit auch gegen Bauchschmerzen verwendet werden könnte, muss erst ausprobiert werden.

Am selben Tag hab ich übrigens auch noch für meine gut gehüteten besonderen Plastiksackerl eine Verwendungsmöglichkeit gefunden: Mit Styroporteilchen, wie sie in Paket verwendet werden, gefüllt und einfach zugenäht ergibt das ein schickes Badewannenkissen!

Ich freue mich schon auf neue Nachrichten von meinen beiden Mit-Bloggerinnen - und wer weiß, vielleicht möchtest ja gerade Du Dich uns anschließen?
Alles Liebe, Daniela

Donnerstag, 28. Juli 2011

Inspiration lauert überall!

Dieser Blog trifft einen Nerv, der bei mir schon seit längerem blank liegt. Das klingt jetzt mehr nach Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, als ich das beabsichtigt hatte - wobei man gute ZahnärztInnen sicherlich auch daran messen kann, inwiefern sie sich für sinnvolle Reparaturen des vorhandenen Zahnmaterials einsetzen oder lieber gleich runderneuern. Das ist aber wieder eine andere Geschichte.

Dinge wiederzuverwerten ist einerseits natürlich einfach richtig und an sich schon unterstützenswert. Das besonders Nette daran ist aber, dass es auch noch inspirierend und spannend ist. Während uns an allen Ecken regal- und schüttenweise seelenloser Ramsch angepriesen wird, haben wir die Wahl, uns immer wieder und hoffentlich auch immer öfter dagegen zu entscheiden und wenden uns dem zu, was schon vorhanden ist.

Wir stellen alte Dinge in neues Licht und in einen neuen Kontext. Die Dinge nehmen ihre alten Geschichten mit auf die neuen Wege und plaudern munter weiter in immer wieder neu zu erfindenden Sprachen. Manche scheinen in dem neuen Gewand ihre wahre Berufung gerade erst zu entdecken. Ein gutes Beispiel dafür sind etwa Kaffeedosen wie zB von Illy. Diese wegzuwerfen wäre ein grober Fehler! Sie dichten wirklich gut ab und eignen sich perfekt für die Aufbewahrung von Zucker, Mehl, Linsen, Bohnen, Gries oder allen möglichen Tees. Da ich die Funktionalität also nicht mehr sicherstellen musste, konnte ich mich der Behübschung der Dosen zuwenden.

Dosen-Mode

1. Einen Stoffrest in der Größe von Umfang mal Höhe der Dose zuschneiden. Beachte: zum Umfang noch 1,5 cm Nähzugabe dazurechnen, zur Höhe noch 3 cm.

2. Für eine leicht austauschbare Beschriftung habe ich noch ein rechteckiges Stück Klarsichtfolie an drei Seiten auf den Stoff genäht. Eine Seite bleibt frei, durch die man ein Stück Papier mit der Beschriftung reinschieben kann.

3. An der oberen und unteren Kante den Stoff zweimal umbügeln und festnähen, sodass ein Tunnel entsteht. Dann die seitliche Naht schließen.

4. Jetzt ein nicht zu dickes Band jeweils oben und unten durch den Tunnel fädeln (das geht am besten mit einer Sicherheitsnadel, an die ein Ende des Fadens gebunden wird)

5. Dose in das neue Gewand stecken und die Bänder festbinden, dann verrutscht nichts mehr.

So, das wär's einstweilen. Viel Spaß mit der Dosenmode!
Eure Frau Buntspecht

Donnerstag, 21. Juli 2011

"Nur nix wegschmeißen..."

"…des könnt' ma ja no brauchen!", ist ein gefügeltes Wort meiner Familie, in dem aber oftmals auch etwas Spott mitschwingt. Trotzdem: Die oft auch ein wenig belächelte Sammelleidenschaft meines Vaters, was Nützliches und (Wieder-)Verwertbares betrifft, hat mich definitiv angesteckt. (Oder sollte ich eher von Vererbung von Urgroßvater über Vater zu Tochter sprechen?)

Ein Paradebeispiel für die Wiederverwendung von etwas, das eigentlich weggeworfen werde hätte können, ist die Geschichte meiner Gürtelschnalle. Durch die Kombination aus billiger Fertigung und blödem Herumspielen meinerseits ist der Dorn der Schnalle abgebrochen. Zuerst gefrustet kam mir dann aber die Idee, meinen findigen (und sammlerischen) Vater um Rat bzw. um Reparatur zu fragen. Der hat nicht lang gefackelt und ein wenig getüftelt und hier ist das Ergebnis:


Der kaputte Dorn wurde durch einen dicken Aluminiumdraht ersetzt (der auf den ersten Blick nicht auffällt und sich im wahrsten Sinne des Wortes auch im täglichen Gebrauch harmonisch einfügt). Nach der Einleitung ist wohl klar, dass Papa den in seinem Fundus aufgetrieben hat.


Interessantes Detail am Rande: Ursprünglich war der Draht das „Gasstangl“ eines Citroën 2CV. Viele Jahre war der 2CV (oder aus dem Mund meines kleinen Bruders „die swaze Frau“) unser Familienauto und das nicht zuletzt deshalb weil sich vieles daran selbst reparieren ließ…

Ich seh' schon: einmal losgelegt führt schnell ein Thema zum anderen. Das fängt ja gut an und regt hoffentlich zum Mitmachen an!

Viel Spaß beim Bloggen, Maria


Mittwoch, 20. Juli 2011

Repair - reuse - recycle - reduce


Willkommen! Tervetuloa!
Ein neuer Blog! :-) Die Idee hat schon einige Zeit gegärt und heute kam der letzte notwendige Schubs - doch dazu später!

Repair - reuse - recycle - reduce - schon im letzten Jahr habe ich dazu etwas geschrieben (siehe Strickschick - mein einfacher Luxus). Der Slogan gefällt mir und taucht immer wieder auf. Es passt soviel rein und gerade in letzter Zeit habe ich viele gute Anregungen dazu bekommen.

Auch schon seit dem letzten Jahr trage ich mich mit der Idee, ein Kränzchen zum Thema einzuberufen: Eine lose Runde von Menschen, die sich mit dem Themenkreis aktiv auseinandersetzen möchten trifft sich regelmäßig, wahrscheinlich privat. Mal wird etwas gebastelt (z.B. aus PET-Flaschen), mal wird eine alte Handarbeitstechnik (wieder)erlernt (Bspw. Socken stopfen – wie gerne möchte ich das können!), ein andermal wird zu einem Thema diskutiert, vielleicht mit einer extra eingeladenen Expertin. Soweit die Idee – der Rest entsteht dann im Tun.

Bis es soweit ist, fangen wir nun also einfach virtuell an. Maria und ich beginnen, vielleicht schließen sich andere an und bloggen mit. Alles, was zum Themenkreis passt: Konkrete Anregungen, schöne Beispiele, grundsätzliche Überlegungen, weiterführende Literatur in Netz und Papier.

Zu guter Letzt noch zum heutigen auslösenden Moment: Seit Tagen schmökere ich in zwei guten Büchern zum Thema (mehr dazu demnächst) und erst heute Früh ist es mir aufgefallen. Meine Oma (natürlich! Die Sparmeisterin!) hat mir ein Glas Erdbeermarmelade geschenkt; das Glas ist wiederverwendet, klar, aber das Beste ist das Etikett: Eines der Randstücke eines Briefmarkenbogens, fein säuberlich aufgeklebt (hält das auf dem Deckel tatsächlich nur mit Spucke?) und beschriftet. Das habe mir heute erst bewusst gesehen und es hat mich so beflügelt, dass in rund zehn Stunden daraus dieses Blogprojekt mit Maria gemeinsam wurde. :-)

Viel Spaß beim Lesen, Kommentieren und Mitschreiben!
Auf bald, Daniela